Kurzbaubericht Walfangdampfer Rau IX:


Im Frühjahr 2015 bekam ich einen Anruf von meinem Bruder, ob ich seine Rau IX geschenkt haben möchte, die er in jungen Jahren gebaut hatte. Ich musste ihn aber versprechen seine Rau nicht zu verkaufen. Da dieses Schiff nicht mehr von der Firma Graupner vertrieben wird und dieses Schiff genau in mein „Beuteschema“ passte (alte Schiffe) brauchte ich nicht lange zu überlegen und sagte zu. Als ich dann bei ihm zu Hause war und die Rau in Empfang nahm, war mir nach dem ersten Blick klar, dass da eine Menge Arbeit auf mich wartet. Ich hatte bisher noch nie ein Schiff restauriert, aber ich stellte mich der Herausforderung.

 

Nun ging es los. Alle Beschlagteile wie Poller, Winden, Schornstein, Lüfter Niedergänge, Beiboote und, und, und wurden mit „sanfter Gewalt“ vom Schiff entfernt. Einige Teile baute ich neu, andere wurden angespachtelt und geschliffen. Es war nur noch der Rumpf vorhanden. Nun schliff ich die alte Farbe von dem Rumpf und klebte dünne ABS-Streifen auf den Rumpf. Diese Streifen sollen die Schweißnähte imitieren. Viele Bilder fand ich im Internet, dank Googel. Aber die Bilder vom Originalschiff in Bremerhafen sehen anders aus wie die Rau von Graupner. Ich wollte zwar das Schiff original nachbauen, aber ich entschied mich ein Spagat zu machen zwischen Original und Graupner Rau.

Nachdem ich meinem ersten Vorsitzenden von meinem Vorhaben erzählte, meinte er, da werde ich noch eine Menge Schweißperlen haben. Er meinte damit, dass schon einmal ein Mitglied in unserm Verein die Rau gebaut hatte und diese sehr Kopflastig sei. Dieses bringt natürlich auch der schmale Rumpf mit sich. Also alles aus dem Schiff raus, wie die so genante  Montageplatte im Rumpf und beim Neubau in den Aufbauten Gewicht einsparen.

 

Alte Löcher wurden mit Autospachtel dicht gespachtelt und geschliffen. Der Aufbau wurde komplett neu gebaut. Dazu wurde 1mm Flugzeugsperrholz verwandt. Für die Reling nahm ich  1mm und 0,8mm Messingdraht und lötete diese zusammen. Für die Bordspannung entschied ich mich für die 12Volt Variante. Als Motor nahm ich den Speed 720BB Torque Motor von Graupner, dieser Motor ist kugelgelagert und ein Langsamläufer. Auch der Schiffpropeller wurde von dem Kunststoffpropeller gegen einen hochwertigen vier Blatt Messingpropeller ausgetauscht. Da es ein altes Dampfschiff mit Dampfmaschine ist, musste natürlich auch die Rau ordentlich dampfen. Diesen Dampferzeuger kaufte ich bei Ebay. Der Dampferzeuger hat einen großen Tank und ein kleinen Ventilator, der für ordentlichen Dampf sorgt. Für Sound besuchte ich die Dampf Rundum in Flensburg. Dort nahm ich die verschiedenen Geräusche mit einem Voicerekorder auf. Die Sounds werden noch mit einem 12Watt Verstärker schön laut auf den Lautsprecher gebracht. Den Lautsprecher versteckte ich unter den Maschinen-Oberlichtern. Die Beleuchtung wurde mit LED´s der Farbe Warmweiß realisiert.

Die Türen der Niedergänge waren nur angedeutet. Das sah einfach nicht gut aus. Ich baute die Türen aus Holz nach und klebte dünne Leisten auf das Holz. So bekamen die Türen eine Füllung. Vor dem Zusammenkleben wurden allerdings die Hölzer noch gebeizt. Als die Türen fertig waren wurden diese auf die Niedergänge geklebt. Wie ich finde sieht das einfach besser aus.  Die beiden Masten wurden mit verschiedenen Messingrohren verlötet. Als Besatzung nahm ich Preiser Figuren die sich auch allein wegen des Maßstabes (1:40) hervorragend dafür eignen. Der erste Wasserkontakt in der Badewanne war ernüchternd. Die Rau brauchte noch mehr Gewicht im Bug- und Heckbereich. Aber lieber mehr Gewicht einbringen, wie später versuchen Gewicht ein zu sparen. Nun war die Rau schön ausgetrimmt und wartete auf die erste Probefahrt. Die Probefahrt verlief überraschend sehr gut. Ich hatte immer noch Thomas seine Worte im Ohr.

Es war an diesem Tag eigentlich zu windig, aber ich wagte es einfach die Rau ins Wasser zu setzen. Die Rau erwies sich trotz dem starken Windböen als sehr seetüchtig. Dieses ist, nach meiner Meinung, nur den tiefen Schwerpunkt zu verdanken. Wer auf „alte“ Schiffe steht, für den ist die Rau IX ein sehr schönes Modell. Leider wird das Schiff nicht mehr produziert.

 

Fazit:

Es hat Spaß gemacht ein Modell zu restaurieren, aber neu bauen ist nicht so zeitaufwendig wie restaurieren. Denn alle Teile mussten entweder neu gebaut werden, oder mühsam geschliffen, gespachtelt und lackiert werden. Wie ich finde hat sich aber der Aufwand gelohnt und so gibt es wieder eine Rau im SMC-Husum.

 

Gez. Christian Laß